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Die
Übersetzung chinesischer Lyrik - besonders des klassischen
Chinesisch - bereitet oft nicht unerhebliches Kopfzerbrechen: den
Inhalt adäquat zu übersetzen und gleichzeitig dem Versmaß
und der Onomatopoetik gerecht zu werden gleicht manchmal der Quadratur
des Kreises.
Erschwerend kommt hinzu, daß nicht einmal eindeutig ist,
wie die Aussprache des Chinesischen zur damaligen Zeit war, und,
als ob der Probleme nicht schon genug wären, welchen Akzent
/ Dialekt der Dichter sprach.
Unterschiedliche Übersetzungen und Nachdichtungen des berühmten
Tang - Gedichtes "Ye Si" von Li Bo mögen einen Einblick
in die Problematik geben.
>> Übersetzungen
>> Nachdichtungen
Ye Si
Chuang qian ming yue guang
yi she shang shuang
jü tou wang ming yüe
di tou si gu xiang.
(Pinyin Transliteration), Original
(GB)
Übersetzungen:
1. Nachtgedanken
Vor meinem Bett das Mondlicht ist so weiß,
Daß ich vermeinte, es sei Reif gefallen.
Das Haupt erhoben schau ich auf zum Mond,
Das Haupt geneigt denk ich des Heimatdorfs.
(G. Eich, Lyrik des Ostens)
2. Sehnsucht in einer stillen Nacht
Vor meinem Lager glänzt des Mondes Schein.
Mir ist, als wär`s auf dämmernder Erde der Reif.
Ich heb den Kopf - blick in den hellen Mond.
Ich senk den Kopf und bin in Gedanken daheim.
(Günther Debon)
3.Meditation on a Quiet Night
I see the moonlight shining on my couch.
Can it be that frost has fallen ?
I lift my head and watch the mountain moon,
Then my head drops in meditation of earth.
(R. Payne (edt.) The White Peony)
4. Quiet Night Thoughts
Before my bed
there is bright moonlight,
So that it seems
like frost on the ground.
Lifting my head
I watch the bright moon,
Lowering my head
I dream that I`m home.
(A. Cooper, Li Bo and Tu Fu)
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